Zur Warnung: Ja, ich weiß… Die meisten Leute bevorzugen
viele Fotos und finden lange Texte etwas erschlagend. Erstens: Ich schreibe
gerne. Manche Leute lesen gerne. Für die schreib ich, der Rest kann das ja
ignorieren. J Zweitens:
Meine Kamera ist wie ich feststellen musste leider viel zu schlecht um schöne
Fotos zu machen. Ich überlege mir eine neue zu kaufen, aber das kann noch ein
bisschen dauern. J
Dieses Wochenende (16./17.08.) haben wir gemeinsam mit den Schülern der
Klasse 10 - die im Herbst bzw. Frühling ihren Abschluss an der Schule machen -
ein paar Lehrern und den Fathers und Sisters einen Ausflug nach Shillong
gemacht. Shillong liegt im Bundesstaat Meghalaya direkt an der Grenze zu
Bangladesh und trägt in Indien den Beinamen „Schottland des Ostens“, weil es
für seine Landschaft, die Seen und seine reine Luft berühmt ist.
Wir starteten am Samstag um sechs Uhr morgens mit ca. 65
Schülern in zwei Bussen. Shillong liegt zwar nur ca. 200km entfernt von Nagaon,
jedoch wurden für die Strecke unter Einbezug von Straßenverhältnissen,
schlängeligen Gebirgsstraßen und Verkehr zwischen sechs und acht Stunden veranschlagt.
Diese Rechnung ging auch ziemlich genau auf und wir erreichten nach einer 7,5
stündigen Tour - begleitet von hysterisch kreischend- singenden Tanzeinlagen
der aufgekratzten, niedlichen pubertären Mädchenrasselbande in unserem Bus - das
Hotel in Shillong. Dieses war ziemlich komfortabel, auch wenn man wahrscheinlich
davon ausgehen muss, dass uns als Europäern mit unserem Zimmer eine Sonderbehandlung
zuteil wurde. Nach der Diskussion um die Zimmeraufteilung gab es ein
traditionell indisches Lunch mit Reis, Papadam und Dhal und das
Sightseeing-Programm wurde eingeleitet. Besichtigt wurden ein indischer Zoo,
die örtliche Kirche der Salvatorianer, ein Golfplatz (spontane Alternative zu
dem schon geschlossenen Park). Abschließend gab es noch einen kleinen Empfang
im Wohnhaus der Salvatorianer.
Ich muss gestehen, dass wir drei von dem Zoo etwas entsetzt
waren. Zwar war es spannend, da Tiere gezeigt wurden, die in europäischen Zoos
nicht oft zu finden sind (z.B. Geier und Nashornvogel). Aber uns wurde doch
deutlich, dass diese in Bezug auf „artgerechte Haltung“ (sofern das in Zoos
möglich ist) doch ein ganzes Stück weiter sind. Hier lebten die Tiere in ca.
5qm großen Gitterkäfigen auf Betonboden, was einem Schwarzbären nicht ganz
gerecht wird. Das hat uns etwas traurig gemacht, aber die Kinder hatten viel
Freude.
Ab ca. 20:00Uhr wurde dann für die Kinder das abendliche
Highlight eingeleitet: Shopping. Kinder sind überall gleich. J Als Father Steven
diese Überraschung aus dem Ärmel zauberte, war das Gekreische natürlich groß. J Für uns war es auch super,
da es die erste Möglichkeit war, wirklich allein (bzw. in unserer Dreiergruppe)
durch eine indische Straße zu gehen und das Leben auf sich wirken zu lassen.
Allerdings waren wir zu fertig, um das wirklich genießen zu können.
Durchgerüttelt von der Bustour, begleitet von ordentlich Smog und die Menge der
neu gewonnenen Eindrücke waren wahrscheinlich doch etwas überfordernd, sodass
sich der abendliche Forscherdrang dann leider etwas in Grenzen hielt. Traurig
zu bemerken: J
Was uns trotzdem ziemlich geflasht hat, war die Entdeckung, dass
Fastfood-Ketten in Indien eine riesige Auswahl an vegetarischen Burgern etc.
haben. In Deutschland steht man mit diesem Wunsch ja ziemlich allein auf weiter
Flur, aber die Hindu-Kultur hinterlässt natürlich ihre Spuren. Das wollen wir
jetzt unbedingt bald mal ausprobieren. J
Nach einer ziemlich schlaffreien Nacht standen wir am
nächsten Morgen wieder um sechs Uhr zur Abfahrt bereit. (Ausschlafen bekommt
hier eine ganz andere Dimension.) Wir verließen Shillong Richtung Cherrapunjee/
Sohra - nach eigenen Angaben der regenreichsten Region der Welt - denen sie an
diesem Tag auch durchaus gerecht wurde. Der zweite Tag war ganz dem Natur-Sightseeing
gewidmet. Wir fuhren zu Aussichtspunkten, bei denen man einen unglaublichen
Ausblick in ein nebeldurchzogenes und von Bergen umgebenes Tal hatte und mit
seinem tropisch-grünen Bewuchs wunderschön und märchenhaft aussah. Bekannt ist
die Gegend auch für ihre Wasserfälle. Die Nohkalikai falls sind die viert-höchsten
der Welt und gerade zur Monsunzeit, wenn diese das bis zu 20-fache an Wasser
mit sich führen, natürlich besonders beeindruckend. Der Regen hatte natürlich
auch sein negatives: Die Nebelschwaden führten dazu, dass sich gewisse
Aussichtspunkte als Blick in ein weißes Nichts herausstellten. Aber wir wurden
ja umfangreich entschädigt. Insgesamt hat mich fasziniert, dass die Natur mit
den Reisfeldern und Bambuswäldern und auch die Kultur z.B. die Bauweise in
dieser Region Indiens und die Gesichter der Menschen bei mir eher den Eindruck
erweckten, in einem ostasiatischen Land z.B. China zu sein. Da fällt einem auf,
wie wahnsinnig riesig und dadurch vielfältig dieses Land ist.
Auf der stundenlangen Rückfahrt nach Nagaon entschieden wir
uns dazu mal in die Party der Mädchen im hinteren Teil des Busses einzusteigen.
Das war sehr lustig. Die Mädchen waren super nett und wir tauschten uns über deutsche/indische
Tanzmoves aus, sofern sich diese zwischen 30 Mädchen zusammengequetscht auf ein
paar Busreihen realisieren ließen. Ich glaube von außen sah der Bus etwas nach „Lowrider“
aus. Wenn alle gemeinsam zu irgendeinem Bollywood-Song ausrasteten, kam der Bus ganz schön ins Schwingen/Bouncen. J Um viertel nach elf
erreichten wir dann wieder unsere Schule und fielen totmüde ins Bett. „Gottseidank
;-)“ dürfen wir die Messe morgen schwänzen und einmal ausschlafen.
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Father Benni im Bus ("Ob wohl alles klappt" :)) |
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Father Steven im Bus |
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Viewpoint (leider konnte niemand sagen, wie dieser See jetzt eigentlich heißt. Wohl nicht so wichtig. :) ) |
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Schülerinnen im Hotel (Uniform ist auf Ausflügen natürlich Pflicht) |
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Shillong |