Möchte man nach deutscher Manier in Indien eine
Veranstaltung planen, stößt man mit dem Versuch deutscher Planung - wie wir
mittlerweile erfahren haben - schnell an seine Grenzen. Die Zahl der
eintreffenden Gäste und auch Zeit ihres Eintreffens bzw. Abreisens ist schier
unkalkulierbar. Da Johanna ab dem 10.Dezember für sieben Wochen auf Reisen geht
und hinterher nur für eine Woche ins Projekt zurückkehrt bevor sie Indien
verlässt, wollte sie am Sonntag eine kleine „Farewell-Party“ vor allem für die
befreundeten Lehrer geben. Da wir hier ja eh nicht so mit Beschäftigung
gesegnet sind, gaben wir uns große Mühe und bastelten Einladungskarten,
überlegten uns deutsche Gerichte, die wir auf dem Büffet anbieten könnten (am
Ende wurde es Baumkuchen) und ein paar Worte, die Johanna zum Abschied an alle
richten wollte. Es war jedoch völlig unmöglich im Vorfeld herauszubekommen, wie
viele von den ca. 25 eingeladenen Gästen tatsächlich kommen würden, da alle mit
eindeutigen Aussagen ziemlich herumdrucksten. Wir bereiteten also Essen für 20
Personen vor um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Wir fuhren um halb
zehn morgens zu Pinky Madam, in deren Tution-Center (ein seperater
spartanischer, mit Bänken versehener Raum auf dem Dach ihres Nachbarhauses) die
Party stattfinden sollte. Dort wollten wir dann gemeinsam das Basis-Menü
vorbereiten, aber Miss Pinky war natürlich schon um sechs Uhr aufgestanden und
hatte alles allein fertiggestellt. Zudem sollte nach Art eines deutschen
Büffets um der lieben Vielfalt Willen jeder Gast noch eine Kleinigkeit
beisteuern. Dies stieß auf sehr geteilte Meinung, sorgte zumindest aber für
große Verwirrung. J
Wir hübschten uns dann noch ein bisschen mit unseren frisch erworbenen Mekhela
Chadors, den assametischen Sarees auf und warteten auf die Gäste. Und warteten,
und warteten…
Eine Stunde nach verabredeter Zeit waren dann „tatsächlich
schon“ zwei Gäste eingetroffen und Johanna wurde schon immer verzweifelter, ob
es denn bei diesen zwei bleiben würde. Irgendwann kam dann aber doch noch ein
Haufen aus sechs weiteren Personen angetrudelt. Nach all der Warterei
entsprechend hungrig, ließ Johanna dann das geplante Spiel und die dankenden
Worte ausfallen und ging direkt zum Buffet über. Ein Gast blieb nur für fünf Minuten,
weil er wichtige Arbeiten zu erledigen habe.(Aber eine sehr nette Geste, dass
er überhaupt gekommen ist.) Die anderen
verabschiedeten sich nach einer Stunde, nachdem gegessen und Millionen von
Fotos geschossen wurden, da sie schnell wieder Klausuren korrigieren,
Tanzklassen leiten oder Nachhilfe geben mussten. Und es blieb natürlich viel zu
viel Essen über. (Nur der Baumkuchen war so ratzekahl leer gegessen, dass ich
selbst kein Stück mehr ergattern konnte. Kein Wunder. Hier gibt es leider nur
synthetische Zuckerschaum-Torten J
) Im Nachhinein fanden wir heraus, dass Johanna über diese Zahl an Gästen und
den Erfolg ihrer Party sehr froh sein konnte. Bei den geplanten
Geburtstagspartys von anderen Freiwilligen in Indien kam in zahlreichen Fällen
kein einziger Gast. Terminplanung in Indien ist deutlich flexibler als man es
in Deutschland kennt.
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