Sonntag, 14. Dezember 2014

Annekdoten aus Indien 3: Terminplanung

Möchte man nach deutscher Manier in Indien eine Veranstaltung planen, stößt man mit dem Versuch deutscher Planung - wie wir mittlerweile erfahren haben - schnell an seine Grenzen. Die Zahl der eintreffenden Gäste und auch Zeit ihres Eintreffens bzw. Abreisens ist schier unkalkulierbar. Da Johanna ab dem 10.Dezember für sieben Wochen auf Reisen geht und hinterher nur für eine Woche ins Projekt zurückkehrt bevor sie Indien verlässt, wollte sie am Sonntag eine kleine „Farewell-Party“ vor allem für die befreundeten Lehrer geben. Da wir hier ja eh nicht so mit Beschäftigung gesegnet sind, gaben wir uns große Mühe und bastelten Einladungskarten, überlegten uns deutsche Gerichte, die wir auf dem Büffet anbieten könnten (am Ende wurde es Baumkuchen) und ein paar Worte, die Johanna zum Abschied an alle richten wollte. Es war jedoch völlig unmöglich im Vorfeld herauszubekommen, wie viele von den ca. 25 eingeladenen Gästen tatsächlich kommen würden, da alle mit eindeutigen Aussagen ziemlich herumdrucksten. Wir bereiteten also Essen für 20 Personen vor um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Wir fuhren um halb zehn morgens zu Pinky Madam, in deren Tution-Center (ein seperater spartanischer, mit Bänken versehener Raum auf dem Dach ihres Nachbarhauses) die Party stattfinden sollte. Dort wollten wir dann gemeinsam das Basis-Menü vorbereiten, aber Miss Pinky war natürlich schon um sechs Uhr aufgestanden und hatte alles allein fertiggestellt. Zudem sollte nach Art eines deutschen Büffets um der lieben Vielfalt Willen jeder Gast noch eine Kleinigkeit beisteuern. Dies stieß auf sehr geteilte Meinung, sorgte zumindest aber für große Verwirrung. J Wir hübschten uns dann noch ein bisschen mit unseren frisch erworbenen Mekhela Chadors, den assametischen Sarees auf und warteten auf die Gäste. Und warteten, und warteten…

Eine Stunde nach verabredeter Zeit waren dann „tatsächlich schon“ zwei Gäste eingetroffen und Johanna wurde schon immer verzweifelter, ob es denn bei diesen zwei bleiben würde. Irgendwann kam dann aber doch noch ein Haufen aus sechs weiteren Personen angetrudelt. Nach all der Warterei entsprechend hungrig, ließ Johanna dann das geplante Spiel und die dankenden Worte ausfallen und ging direkt zum Buffet über. Ein Gast blieb nur für fünf Minuten, weil er wichtige Arbeiten zu erledigen habe.(Aber eine sehr nette Geste, dass er überhaupt gekommen ist.)  Die anderen verabschiedeten sich nach einer Stunde, nachdem gegessen und Millionen von Fotos geschossen wurden, da sie schnell wieder Klausuren korrigieren, Tanzklassen leiten oder Nachhilfe geben mussten. Und es blieb natürlich viel zu viel Essen über. (Nur der Baumkuchen war so ratzekahl leer gegessen, dass ich selbst kein Stück mehr ergattern konnte. Kein Wunder. Hier gibt es leider nur synthetische Zuckerschaum-Torten J ) Im Nachhinein fanden wir heraus, dass Johanna über diese Zahl an Gästen und den Erfolg ihrer Party sehr froh sein konnte. Bei den geplanten Geburtstagspartys von anderen Freiwilligen in Indien kam in zahlreichen Fällen kein einziger Gast. Terminplanung in Indien ist deutlich flexibler als man es in Deutschland kennt.




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