Montag, 8. Dezember 2014

Village-Life

Am letzten Donnerstag, den 27.11. konnten wir unserer Schulpflicht und der angespannten Situation mit den Fathers etwas entkommen, da eine Freundin aus der benachbarten christlichen Siedlung und ihre Schwester mich und Johanna einluden ihr Dorf zu besuchen. Diese Einladung wurde zwar etwas schamhaft ausgesprochen, mit der Warnung, dass ihre Familie sehr arm sei und uns nichts bieten könne, aber wir freuten uns wahnsinnig. Nachdem wir unter der Bedingung, dass wir im Convent der dortigen Schwestern übernachten und nicht im Haus der Familie gaben die Fathers nach einigem Knurren auch endlich ihre Erlaubnis. Die Reise begann mit einer Cycle-Rikscha-Fahrt nach Nagaon, dann stiegen wir in ein public car (so etwas wie Jeep-Busse, in denen mit etwas Quetschen erstaunlich viele Menschen Platz finden) und fuhren dann die letzte Strecke mit der Auto-Rikscha eines Freundes von Swapna. Dort wurde dann trotz angekündigter Armut für uns Gäste das volle Programm aus Tee, Kuchen und in Sirup getränkten Rasgulla aufgefahren. J Wir fuhren dann wieder in Swapnas Haus und gegen Mittag nach Hause. Unglaublich was für schöne Tage und welche Herzlichkeit uns diese arme Familie geschenkt hat.
Sweets (von uns "Ranz-Süßigkeiten" getauft), schmeckt leider fast alles NICHT!

Und hier begann Johannas Sternfrucht-Exzess

Johannas Jagd nach Sternfrüchten

Reisfelder hinter dem Haus

Waschplatz mit Gebirgswasser

Aussicht von den umliegenden Hügeln

Swapnas Mann beim Fischen im eigenen Teich

ein mittelgroßer Fisch

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Essen von Bananentellern - Einweg-Geschirr mal anders

Familienfoto
Die Gäste gut zu bewirten ist hier einfach eine Frage der Ehre. Dann wurden uns mit einer Mischung aus Scham und Stolz das Haus und das Gelände gezeigt. Swapnas Ehemann, den sie mit 14 nach eigener Aussage aus Liebe geheiratet hat, lebt dort und bewirtschaftet das wenige an Land, das er hat. Swapna lebt bei ihrer Mutter in der Stadt, da sie ihre Kinder dort zur Schule schicken will. Leider steht die Familie aus diesem Grund unter hohem Druck, da sie Schulden aufnehmen müssen um das Schulgeld zu zahlen, die sie in ihrer momentanen Situation niemals zurückzahlen können. Indien ist für mich gefühlt das fruchtbarste Land der Welt. Um das relativ spartanische Haus, in dem es nicht mal ein Bett gab, erstreckte sich ein Garten mit Mango-,Kokos-, Bananen-, Jack- und Sternfrucht-Bäumen, Auberginen- und Kürbis-Pflanzen etc. Da die Familie den Ertrag eines Sternfruchtbaumes allein gar nicht bewältigen kann, konnten Johanna und ich uns den Bauch voll schlagen und bekamen sogar eine riesige Tragetasche voll geschenkt. Hinter dem Garten besitzt die Familie ein paar Reisefelder und eine kleine Teeplantage, deren Blätter sie an die nah gelegene Fabrik verkauft. Außerdem hat Swapna für eine langfristig bessere Perspektive eine kleine Gummibaumplantage angelegt, die in ein paar Jahren Erträge liefern wird um die finanzielle Situation der Familie zu erleichtern. Wir besichtigten das ganze Gelände, fanden Elefanten-Fußabdrücke in den ausgetrockneten Reisfeldern und kletterten auf die nahen Hügel um die Aussicht zu genießen. Die Elefanten, wie sehr wir Europäer uns auch schon selbst über Fußabdrücke freuen, stellen eine enorme Belastung für die Landbevölkerung dar: Sie kommen in Herden aus den Bergen und fressen die Felder und Gärten leer und bringen die Menschen dadurch in Not. Dann gingen wir zu meiner Freude mit Swapnas Ehemann fischen. Zwar entschieden wir uns aus gesundheitlichen Gründen den Teich besser nicht zu betreten und nur zuzusehen, aber auch das war schon spannend. Das Wurfnetz förderte dann auch 5 winzige, 5 ca. 15 cm große und einen größeren Fisch zu tage, die wir anschließend zum Abendessen zubereiteten. Endlich einmal gemeinschaftliches Kochen, wenn auch nicht indisch sondern deutsch: Etwas elend wurde mir doch, als der Fisch nicht wenigstens zur Betäubung zu Beginn einen Schlag verpasst bekam oder schnell umgebracht wurde. Stattdessen wurden zuerst mit einem Messer die Schuppen abgeschabt, die Flossen abgeschnitten und dann erst der tötende Schnitt gesetzt. Das war für mich sehr hart. Aber ausnehmen wollte ich den Fisch dann unbedingt selber. Anschließend wurde Gemüse geschnibbelt und gekocht, Salat gemacht und der Fisch gefüllt und gekocht. Serviert wurde alles zu unserer Überraschung wie in Südindien üblich auf handgemachten Tellern aus den Stücken einer Bananenpalme. Dann fuhren wir schnell, da es schon dunkel wurde, in die benachbarte Salonah-Mission, wo wir von dem dortigen Parish Pries Father Philip sehr nett beherbergt wurden. Am nächsten Morgen gab es dann Foto-Session mit dem glatzköpfigen Father und er zeigte uns sein Gelände. Dort konnten wir auch eine Gummibaum-Plantage in Produktion sehen. Sehr spannend. So etwas kannte ich bis jetzt nur aus der Sendung mit der Maus.

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