Am letzten Donnerstag, den 27.11. konnten wir unserer Schulpflicht und
der angespannten Situation mit den Fathers etwas entkommen, da eine Freundin
aus der benachbarten christlichen Siedlung und ihre Schwester mich und Johanna
einluden ihr Dorf zu besuchen. Diese Einladung wurde zwar etwas schamhaft
ausgesprochen, mit der Warnung, dass ihre Familie sehr arm sei und uns nichts
bieten könne, aber wir freuten uns wahnsinnig. Nachdem wir unter der Bedingung,
dass wir im Convent der dortigen Schwestern übernachten und nicht im Haus der
Familie gaben die Fathers nach einigem Knurren auch endlich ihre Erlaubnis. Die
Reise begann mit einer Cycle-Rikscha-Fahrt nach Nagaon, dann stiegen wir in ein
public car (so etwas wie Jeep-Busse, in denen mit etwas Quetschen erstaunlich
viele Menschen Platz finden) und fuhren dann die letzte Strecke mit der
Auto-Rikscha eines Freundes von Swapna. Dort wurde dann trotz angekündigter
Armut für uns Gäste das volle Programm aus Tee, Kuchen und in Sirup getränkten
Rasgulla aufgefahren. J
Wir fuhren dann wieder in Swapnas Haus und gegen Mittag nach Hause. Unglaublich
was für schöne Tage und welche Herzlichkeit uns diese arme Familie geschenkt
hat.
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Sweets (von uns "Ranz-Süßigkeiten" getauft), schmeckt leider fast alles NICHT! |
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Und hier begann Johannas Sternfrucht-Exzess |
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Johannas Jagd nach Sternfrüchten |
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Reisfelder hinter dem Haus |
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Waschplatz mit Gebirgswasser
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Aussicht von den umliegenden Hügeln |
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Swapnas Mann beim Fischen im eigenen Teich |
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ein mittelgroßer Fisch |
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Bildunterschrift hinzufügen |
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Essen von Bananentellern - Einweg-Geschirr mal anders |
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Familienfoto |
Die Gäste gut zu bewirten ist hier einfach eine Frage der
Ehre. Dann wurden uns mit einer Mischung aus Scham und Stolz das Haus und das
Gelände gezeigt. Swapnas Ehemann, den sie mit 14 nach eigener Aussage aus Liebe
geheiratet hat, lebt dort und bewirtschaftet das wenige an Land, das er hat.
Swapna lebt bei ihrer Mutter in der Stadt, da sie ihre Kinder dort zur Schule
schicken will. Leider steht die Familie aus diesem Grund unter hohem Druck, da
sie Schulden aufnehmen müssen um das Schulgeld zu zahlen, die sie in ihrer
momentanen Situation niemals zurückzahlen können. Indien ist für mich gefühlt
das fruchtbarste Land der Welt. Um das relativ spartanische Haus, in dem es
nicht mal ein Bett gab, erstreckte sich ein Garten mit Mango-,Kokos-, Bananen-,
Jack- und Sternfrucht-Bäumen, Auberginen- und Kürbis-Pflanzen etc. Da die
Familie den Ertrag eines Sternfruchtbaumes allein gar nicht bewältigen kann,
konnten Johanna und ich uns den Bauch voll schlagen und bekamen sogar eine
riesige Tragetasche voll geschenkt. Hinter dem Garten besitzt die Familie ein
paar Reisefelder und eine kleine Teeplantage, deren Blätter sie an die nah
gelegene Fabrik verkauft. Außerdem hat Swapna für eine langfristig bessere
Perspektive eine kleine Gummibaumplantage angelegt, die in ein paar Jahren
Erträge liefern wird um die finanzielle Situation der Familie zu erleichtern.
Wir besichtigten das ganze Gelände, fanden Elefanten-Fußabdrücke in den
ausgetrockneten Reisfeldern und kletterten auf die nahen Hügel um die Aussicht
zu genießen. Die Elefanten, wie sehr wir Europäer uns auch schon selbst über
Fußabdrücke freuen, stellen eine enorme Belastung für die Landbevölkerung dar:
Sie kommen in Herden aus den Bergen und fressen die Felder und Gärten leer und
bringen die Menschen dadurch in Not. Dann gingen wir zu meiner Freude mit
Swapnas Ehemann fischen. Zwar entschieden wir uns aus gesundheitlichen Gründen den
Teich besser nicht zu betreten und nur zuzusehen, aber auch das war schon
spannend. Das Wurfnetz förderte dann auch 5 winzige, 5 ca. 15 cm große und
einen größeren Fisch zu tage, die wir anschließend zum Abendessen zubereiteten.
Endlich einmal gemeinschaftliches Kochen, wenn auch nicht indisch sondern
deutsch: Etwas elend wurde mir doch, als der Fisch nicht wenigstens zur
Betäubung zu Beginn einen Schlag verpasst bekam oder schnell umgebracht wurde.
Stattdessen wurden zuerst mit einem Messer die Schuppen abgeschabt, die Flossen
abgeschnitten und dann erst der tötende Schnitt gesetzt. Das war für mich sehr
hart. Aber ausnehmen wollte ich den Fisch dann unbedingt selber. Anschließend
wurde Gemüse geschnibbelt und gekocht, Salat gemacht und der Fisch gefüllt und
gekocht. Serviert wurde alles zu unserer Überraschung wie in Südindien üblich
auf handgemachten Tellern aus den Stücken einer Bananenpalme. Dann fuhren wir
schnell, da es schon dunkel wurde, in die benachbarte Salonah-Mission, wo wir
von dem dortigen Parish Pries Father Philip sehr nett beherbergt wurden. Am
nächsten Morgen gab es dann Foto-Session mit dem glatzköpfigen Father und er
zeigte uns sein Gelände. Dort konnten wir auch eine Gummibaum-Plantage in
Produktion sehen. Sehr spannend. So etwas kannte ich bis jetzt nur aus der
Sendung mit der Maus.
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