Der Kontakt, den wir Ende November durch unsere Übernachtung
in der Salonah Mission zu den dortigen Fathers hergestellt hatten, zahlte sich
Ende letzter Woche sofort in großartiger Weise aus. Schon bei unserem ersten
Besuch machte uns Father Philip das Angebot, doch gerne erneut zu ihm nach
Salonah zu kommen sodass er mit uns eventuell in den Kaziranga National Park fahren
könne. Wir versuchten also eine Woche lang unser Möglichstes um diese Einladung
zu realisieren: Wir bissen die Zähne zusammen und fragten den überarbeiteten
und schlecht gelaunten Father Benny um Erlaubnis, auch wenn wir große Angst
davor hatten ihn anzusprechen. Father Philip hängte sich ins Zeug und
organisierte uns eine Rückfahrmöglichkeit und im wirklich letzten Moment gelang
es uns dann noch eine Begleitung für die Hinfahrt zu finden. Die Fahrt führt
über zahlreiche Dörfer, man muss mehrere Male umsteigen und die Fathers
verbieten es uns ja grundsätzlich, uns allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln
zu bewegen. Daher waren wir sehr froh, dass uns Silvester, der Leiter des
Schuloffices erzählte, dass er aus Salonah stamme und seinen Sohn zu unserer
Begleitung einfach auf „Heimbesuch“ schickte.
Als wir in der Mission ankamen hatten Johanna und Ich
unseren ersten Euphorie-Schub. Die Menschen dort sind einfach so herzlich und
erst durch den Abstand zu unserer Schule und den Fathers wurde uns deutlich,
wie bedrückend und belastend die Situation dort ist und wie gut es tut dort
rauszukommen. Wir kochten den Fathers zum Abendbrot „deutsche“ Apfelpfannkuchen
(Die sie im Gegenzug zu unseren Fathers auch probierten. Und mochten!), saßen
am Lagerfeuer und sangen zu zweit Weihnachtslieder, bis ein Father sich zu uns
setzte und wir uns lange und intensiv über unser Leben, Deutschland und Indien
unterhielten. Wenn man sich überlegt, dass mich die Fathers in Nagaon noch
nicht einmal gefragt haben, wie viele Geschwister ich habe, war das eine schöne
Differenzerfahrung.
Am nächsten Morgen klingelte dann um viertel vor vier unser
Wecker. Wir schlüpften in unsere Wanderstiefel, drei Pullover-Schichten, Mütze
und Schal und fuhren noch halb komatös mit Father Philip die 1,5 Stunden bis in
den National Park. Dort befanden wir uns dann in der merkwürdigen Situation,
das erste Mal Touristen und vor allem Weiße in Indien zu sehen. Nagaon ist
provinziell. Dort begegnet man keinen Ausländern und daher konnte ich mich
jetzt das erste Mal in die Situation der fasziniert, aber penetrant
aufdringlich starrenden Inder versetzen. Zu dritt kletterten wir dann auf die
Elefantendame Maruti und machten eine kurze (1Std) aber unglaublich schöne und
beeindruckende Tour durch den Park. Wir ritten durch matschige Sumpfebenen,
hohes vom Nebel feuchtes Savannengras und konnten zahlreiche Tiere – Reharten
und Vögel z.B. Pelikane – sehen. Besonders beeindruckend waren die „One-horn
Rhinos“ , für die der Park berühmt ist. Drei davon grasten in nur zehn Meter
Entfernung und wir konnten den Körper eingehend betrachten, der fast
Schilkröten- oder Dinosaurier-artig von einer Art Panzer umgeben ist. Skurrile
Tiere. J
Anschließend fütterten wir noch die Babyelefanten mit
Bananen, die sie uns ungestüm aus den Händen rissen und fuhren zurück in die
Mission um übervoll an Eindrücken erst einmal ausgiebig zu frühstücken.
Im Teegarten der Salonah-Mission |
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